cookieOptions = {...}; Bücherliebhaber: Der Glühwürmschensommer - Gilles Paris

Dienstag, 7. April 2015

Der Glühwürmschensommer - Gilles Paris

Hallöchen ihr Lieben,

die Welt mal aus der Sicht eines 8-jährigen mit kesser Lippe, komplizierter Familie und einem Hauch Fantasie zu erleben, war ja mal echt spannend.
Der Glühwürmchensommer von Gilles Paris war mal so ganz anders, als ich es erwartet habe.

Victor ist 8 Jahre alt, seine Schwester ist 14 und verdammt frühreif. Und Victor hat zwei Mamas und einen Papa der nicht mehr zu Hause wohnt. Eine kunterbunte Familiengeschichte und trotzdem haben sich alle irgendwie lieb.
Seine Sommerferien verbringt Victor wie so häufig mit Mama, Pilar und seiner Schwester in
Roquebrune-Cap-Martin bei Nizza, wo sein Vater eine Wohnung hat, die er aber nie nutzt. Er hat sie von seiner älteren Schwester geerbt. Also nutzen sie sie.
Victor und sein bester Freund Gaspard aber auch seine ältere Schwester machen dort die Gegend unsicher, schwimmen, lachen toben und stürzen sich in die ein oder andere romantische Episode.
Als Victor nachts mal nicht schlafen kann, stellt er fasziniert fest, dass der ganze Balkon, die Promenade, der Strand von Glühwürmchen umschwirrt werden. Von da an

schaut er sie sich so ziemlich jeden Abend an.
Dann ist Victor eines schönen Tages einmal spazieren und trifft außerhalb der Urlaubsresidenz Tom und Nathan. Zwillinge, die sich dort gut auskennen und auch die unbewohnten Herrnhäuser am Zöllnerweg unsicher machen bzw. sie auch Victor zeigen. Doch irgendwas an den beiden ist sehr merkwürdig.
Was das ist, findet Victor mit Hilfe einer Baronin und einer sehr geschwätzigen Hausmeisterin, sowie seinem Freund Gaspard und seiner (sowas wie festen) Freundin Justine heraus. Doch dann wird aus dem fröhlichen Sommer auf einmal ein todernstes Spiel...

Ich muss ehrlich sein, dass ich von der kessen Lippe von Victor ein wenig beeindruckt war. Mein kleiner Cousin haut nicht so Sprüche raus und der ist 8 Jahre alt. Aber gut, gerade diese Art von Victor macht das Buch sehr amüsant. Zwischendurch ist er eben auch so typisch kindlich-naiv, dann wieder kess und gleichzeitig ist er der kleine Junge vom Land.
Herzerweichend.
Die Handlung an sich hat mich zwischendurch auch immer wieder überrascht. Erst mal dieser relativ lockere Umgang mit der homosexuellen Beziehung der Mutter und Pilar, das fand ich faszinierend. Denn in Frankreich sind Homosexuelle tatsächlich weniger gern gesehen als hier in Deutschland. Aber ich fand es toll, das die Beziehung auch so klar dargestellt wurde, wie es nur durch die Augen eines Kindes passieren kann.
Auch die anderen kritischen Punkte, die dort angerissen wurden, aber eben auf diese kindliche Art und Weise geschildert, haben einen am Lesen gehalten.
Auch das Verhältnis zwischen den Eltern und das des jeweiligen Elternteils zu den Kindern wird irgendwann sehr deutlich. Die Mutter liebt ihren Exmann noch immer, kommt aber nicht mit seinem Unwillen erwachsen zu werden zurecht. Vielleicht weil sie selbst etwas chaotisch veranlagt ist. Genauso merkt man das Victors Schwester gar nicht damit klar kommt, sie wickelt mit ihren 14 Jahren die Jungs um den Finger und spielt sie u.a. gegeneinander aus, sie büxt nachts aus um von Klippen zu springen, hochprozentigen Alkohol zu trinken und und und. Victor versteht seine Schwester nicht, aber er verpfeift sie auch nicht. Er hat ja seine eigenen Geheimnisse. Zum Beispiel die Zwillinge und den gemeinsamen Einbruch in die leerstehenden Villen, was ihm jedoch erst später klar wird, dass es sich um Einbruch handelte.
Victor denkt für einen so jungen Menschen oft erstaunlich klar und begibt sich in seinen Ferien auf die Spuren seiner verstorbenen Tante, Papas Schwester, über die Mama niemals spricht.
Die nette Baronin erzählt im viel und Victor findet so auch heraus, warum sein Vater nicht erwachsen werden kann. Insgesamt nimmt das Buch doch noch einige Wendungen, die man vorher nicht erwartet. Aber gerade das gibt dem Titel unglaublichen Charme.
Die Geschichte an sich plätschert sanft und leicht vor sich hin, ist super angenehm zu lesen. Zwischendurch hatte ich wirklich das Gefühl, als hätte mir die Hitze des Mittelmeeres um die Nase geweht, so wie Victor. Die Informationen, die Victor über seine Familie und viele anderen Dinge gewinnt, sind immer Häppchenweise eingebaut, dadurch wird die doch sehr tiefgründige Handlung dieses (in gewisser Art und Weise) Familiendramas nicht direkt geschwächt, aber gut dosiert verpackt. Nach und nach kommt man allem auf die Schliche und man empfindet tiefes Mitgefühl für Victors Vater und auch die Baronin mit der Victor sich anfreundet.
Ebenso kann man sich super mit den einzelnen Figuren identifizieren, da sie super genau und ehrlich aus Victors Sicht beschrieben werden. Jedes einzelne Schicksal wächst einem ans Herz.
Der Stil passt in jedem Fall sehr gut dazu, er unterstütz das "Plätschern" sehr gut. Dadurch ist das Buch locker und leicht zu lesen. Wenn ich nicht mit Unterbrechungen hätte lesen müssen, wäre ich innerhalb von wenigen Stunden durch gewesen. :)

Mein Fazit: Leicht, zuckersüß und doch dramatisch.

Eure Michelle

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