cookieOptions = {...}; Bücherliebhaber: 3096 Tage - Natascha Kampusch

Samstag, 12. September 2015

3096 Tage - Natascha Kampusch

Hallo ihr Lieben,

nach langer Pause kann ich euch endlich wieder ein wenig Lesestoff vorstellen. Ich kann mich nur erneut dafür entschuldigen, wie lange ich euch im Dunkeln gelassen hab. Aber krank sein (und das sehr lange) macht echt depressiv.

Die Geschichte ist allen, die zwischen 1998-2006 (und auch zeitweise danach) aktiv die Nachrichten verfolgen konnten, wohlbekannt. Nur zu gut ist sie vielen Eltern immer im Bewusstsein. Ein Bewusstsein, dass hofft, dass ihr entführtes Kind eines Tages wieder zurück kommt. Wie durch ein Wunder. Wie bei Natascha Kampusch.
Im Frühjahr 1998 wurde die damals 10-jährige entführt, verschleppt und gefangen gehalten. 3096 Tage lang. In ihrem Buch 3096 Tage erzählt sie, was geschah, wie die Erlebnisse einzuordnen sind. Wieso sie Wolfgang Priklopil verzeihen kann und wie sie versucht ihren Weg zurück in ein normales Leben zu finden.

Schon komisch oder? Das erste Buch, was ich nach langer Zeit vorstelle handelt von einer Kindesentführung, deren Selbstbefreiungswunder ich selbst aktiv miterlebt habe. Ich war zu dem Zeitpunkt 13 Jahre alt und mir ist die Berichterstattung noch in lebhafter Erinnerung. Mir ist noch sehr bewusst, wie ich damals schockiert und auch verängstigt war. Immer wieder hört man von Kindern, jungen Mädchen und Frauen, die eines Tages verschleppt werden. Nicht mehr wieder kommen. Tot aufgefunden werden. Das Natascha Kampusch nach all den Jahren noch lebte, war für mich wie für so viele andere ein Wunder.
Eigentlich wollte ich das Buch aus vielen Gründen schon lange lesen. Hauptgrund ist nicht die Neugier. Nein, es war von Anfang an offensichtlich, dass Natascha Kampusch ihrem Entführer verziehen hatte. Nur kurze Zeit nach ihrer Befreiung gab sie ja schon Interviews um einiges in das richtige Licht zu rücken. Und irgendwie wollte ich sie immer verstehen lernen.
Endlich habe ich das getan und ich bin fasziniert, wie klar sie sich ausgedrückt hat. Was ich gelesen habe, hat mich sehr berührt. Denn Natascha hat sehr gut ihre verschiedenen Lebenslagen erklärt, mal nüchtern und objektiv. Fast faktisch, aber gut analysiert. Und dann wieder mit ihren persönlichen Notizen, Texten, die ihr was bedeuten hat sie gezeigt, was zu einem bestimmten Zeitpunkt während ihrer Gefangenschaft oder auch zum Zeitpunkt, als sie das Buch schrieb, in ihr vorging. Man konnte sie verstehen. Ich konnte sie gut verstehen. Auch als sie eine Abgrenzung zum Stockholm Syndrom zog, ein Begriff und eine Kategorisierung, die sie nicht ansatzweise billigt. Und auch diese Sichtweise konnte ich gut verstehen.
Ich finde es unglaublich. Natascha ist trotz dem Martyrium, dass sie durchlebt hat, eine sehr klar denkende und mutige junge Frau. Sich so zu öffnen ist unglaublich mutig und selbstbewusst. Ich bewundere sie auch dafür. Und auch was sie versucht aus ihrem Leben, ihrer Freiheit zu machen. Echt beeindruckend. Man sollte trotzdem nicht unbedingt ein Weichei sein, um das Buch zu lesen. Es hat häufig schon fast Krimi-Charakter. Aber ich bin trotzdem fasziniert gewesen. Und bin noch immer genauso schockiert wie damals. Dennoch war das Buch sehr gut. Die Struktur war klar. Nicht 100% chronologisch. Eher eingeordnet nach bestimmten Phasen oder Hauptthemen. Vor allem nachdem Natascha entführt wurde. Stilistisch ist es natürlich klar einzuordnen. Sicherlich gab es Hilfe von einem Ghostwriter oder einem professionellen Autor, aber dennoch ist es Natascha, die spricht. Mit ihrer Stimme. Und dementsprechend kann man stilistisch eigentlich gar nichts sagen. Denn es spricht (wie das bei Autobiografien so ist) nun mal ein authentischer Mensch. Wobei es auch langweilige Autobiografien gibt. Diese hier war aber sehr lesenswert und definitiv gut geschrieben.

Erschienen ist das Buch 2010 beim Ullstein-Verlag und kostet als Printausgabe 9,99 €.

Mein Fazit: Manchmal harter Tobak, aber lesenswert und faszinierend!

So Teil 1 ist durch. :)

Liebe Grüße

Michelle


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